Electro

Published on Mai 15th, 2015 | by joe

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Paul Kalkbrenner veröffentlicht neues Album “7”

Es rauscht und knistert, eine gewisse Rohheit ist in den Sounds und beim Timing vorherrschend und unterstreicht das Live-Feeling des Albums. Kalkbrenner schätzt es, wenn die Dinge nicht immer berechenbar sind, wenn die Aufmerksamkeit des Hörers stets gefragt bleibt, da er sich nie sicher sein kann, was denn als Nächstes passiert, was nicht in die üblichen Schemata passt.

Am markantesten geschieht dies auf „7“ nicht mit verschleppten Delays oder unsauberen Samples, sondern wenn gepfiffen wird. Kalkbrenner hat nämlich die Neigung seine Melodien einzupfeifen – und im zweiten Stück des Albums „Cylence 412“ hat er das Pfeifen am Ende frei und alleine stehen gelassen. Er weiß, was er da macht und setzt das Intermezzo ganz bewusst als Steigbügelhalter für „Cloud Rider“. Es ist das krasseste Stück des Albums, eine schmachtende Pathoshymne, die davon zeugt, wo die Ambitionen liegen: Aufbauend auf einem Sample aus dem D-Train Song „You Are The One For Me“ lässt er das ganz große Gefühlskarussell anlaufen. Noch mit gebrochenem Beat und vielleicht eine Spur zu vertrackt, als dass ihm sofort alle folgen werden – das hat er sich für das Stück „Feed Your Head“ aufgehoben, für das er den Jefferson Airplane Hit „White Rabbit“ sampeln durfte und dass er selbst als seinen bis dato besten Song empfindet. Es ist Wallungs-Techno, dessen Subbass aufwühlen und dessen gerade Bass Drum mächtig voranschreitet. Mit „A Million Days“, für das er mit Luther Vandross Gesangslinie aus „Never Too Much“ gearbeitet hat, rotiert es dann auf Höchstgeschwindigkeit und lotet aus, wie viel Pathos und Gänsehaut ein 4/4-Beat transportieren kann.

Die Auswahl dieser Stimmen aus Rock, Pop und Soul passt vorzüglich zu Kalkbrenners Ambition, mit „7“ dem omnipräsenten EDM einen anderen elektronischen Gegenpol zu setzen. Einen, der mehr in Monotonie als Spektakel, der mehr in Euphorie als in Überdrehtheit geerdet ist. Ob mit Shuffle-Beat („Shuffleface“), Blues-Thema („Tone & Timber“) oder als Slow-Mo-Dance („Papercut Pilot“), den homogenen Charakter erhält „7“ bei aller Differenz der Stücke durch die anhaltende kribbelnde Fröhlichkeit, die einen durch das Album trägt.

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